Martha Irene Leps

Malerei und Objekte

20. Juni bis 27. September 2009




Es geht unter die Haut

 

Malerei und Objekte von Irene Leps in der Galerie Packschuppen

 

GLASHÜTTE - Der lange Raum glüht in Rot. Es ist kein strahlendes Rot, eher ein blutendes Rot, das immer wieder in der Dunkelheit versinkt. Es geht unter die Haut, so auch der Titel eines als Farbfläche angelegten Bildes an der Stirnwand.

 

Martha, so der Name auf Irene Leps Arbeiten, wurde 1959 geboren und wuchs in Zerbst auf. An der Berliner Humboldt-Universität studierte sie Kunstpädagogik und Germanistik. In den Jahren der Geburt ihrer vier Kinder arbeitete sie in unterschiedlichen Projekten, bis sie sich 1996 freischaffend als Malerin, Illustratorin und Kinderbuchautorin etablierte. Ihre Kinderbücher sind in der Galerie zu haben. Im Jahr 2000 gründete sie mit anderen Künstlerinnen aus Wittenberg die Künstlerinnengruppe „Alba blau“. Vor drei Jahren stellten sie im Packschuppen Glashütte aus.

 

Ihre Biographie findet ihren sichtbarsten Niederschlag in den Kinderporträts, beschriftet als „Tochter“ oder „Sohn“. Eigentümlich transparent wirken in blassen Farben deren Gesichter. Beim Nähertreten erkennt man, dass über die Gesichter Gaze gelegt ist, auf denen die wichtigsten Gesichtskonturen mit schwarzen Strichen markiert sind. Die Köpfe darunter sind gesichtslos. Kennen wir unsere Kinder, wissen wir um ihr Innerstes?

 

An der Wand gegenüber hängt, weiß gerahmt und verwahrt in verglasten flachen Behältnissen, eine Serie von Trauertüchern und Trosttüchern. Stofftaschentücher, die heute keiner mehr nimmt, hat Martha bemalt. Männertücher sind die Trosttücher, Spitzentaschentücher die Trauertücher.

 

Im Alltag Vergessenes, konturlos Gewordenes holt sie wieder zurück in eine geheimnisvolle Bedeutsamkeit. Sie erweckt die Dinge in ihren Assemblagen, einer Kombination von Alltagsgegenständen, zu einem völlig neuen, von der ursprünglichen Bestimmung der Dinge abgehobenen Leben. Geradezu aufregend geheimnisvoll ist ihre magische Kiste, ein flacher Raum in Rot (was auch sonst) – von morbidem Charme, eigentlich ein Raum für Selbstmörder.

 

Empfangen und verabschiedet wird der Besucher von einem schwarzen, innen roten schmalen Nachen – geht es über den Acheron in den Hades? – mit hohem rotem Segel. Und wieder ist die existenzielle Suche nach dem, was hinter den Dingen steckt und wirkt, zu spüren. Dieser Faszination, wie immer man auch zu den Arbeiten steht, kann man sich nicht entziehen.